Ankerplatz die Überführung | Lübeck und Motorschaden

Lübeck – Lübeck Teerhofinsel

Normalerweise sause ich unter dem großen ‘Bad Schwartauer Schild’ an der Lübecker A1 vorbei und denke an Vieles, lasse mein Auge schweifen auf die freie Landschaft und auf den Nebenarm der Trave und seine Freizeithäfen. Im Winter alle Boote an Land fein aufgereiht und wettersicher verpackt und im Sommer majestätisch im Wasser, manchmal mit glitzernder Sonne, ein schönes Bild. Landschaft eben.

Nun aber, sitze ich in eben jenem Hafen, der Hansa Werft, auf der Teerhofinsel nahe Lübeck. Auf unserem Boot. Ich bin mal wieder durch emotionale Wellenberge und -täler gereist, so dass der abendliche Zustand wieder einmal nur als skuril bezeichnet werden kann. Am traumhaften Maiwetter mit optimalen Reisebedingungen liegt es definitiv nicht.

Der Morgen fing superexpigaligetisch an.Wir hatten die Nacht am Schrebergartenanleger eines Freundes im Lübecker Lachswehrkanal verbracht. Wir frühstückten in größerer Runde im Garten. Der Sommer 2018 nahm gerade erst Fahrt auf und alle streckten sich noch hungrig nach der Sommerwärme der Sonne entgegen, es war ja noch nicht zu ahnen was für einen nicht endenden Dauersommer wir bekommen würden.

Mein Mann schmiss für die entspannte Runde den Schwingschleifer an und frischte mal eben unsere Bodenplatten auf, klebte den noch fehlenden Schriftzug aufs Boot, schmierte die Antriebswelle und machte auch noch Sonstiges. Samstag in Deutschland, egal ob zu Hause, auf dem Campingplatz, im Schrebergarten oder nun eben am Boot. 

Gegen Mittag legten wir ab und die fünfköpfige Frühstücksrunde setzte sich ebenfalls in ein kleines 5m-Dingi. Echt super in Lübeck als Stadtmobil, mit einem Drehstuhl aus dem Friseursalon als Steuerstand und einem einfachen Bürostuhl für den Co-Kapitän aufmontiert. Bester Stadtrundfahrtrundumblick garantiert.

 

 

 

Wir machten uns auf in Richtung Norden zur Hubbrücke. Hinter der Hüxbrücke legten wir an. Backbord gibt es 30 m vom Anleger entfernt die Möglichkeit bei Aldi und anderen Läden einzukaufen oder in die Innenstadt zu gehen und Steuerbord gibt es in 50 m Entfernung eine Tankstelle. Beste Versorgungsmöglichkeiten also.
An der Kaimauer treffen sich die Lübecker in der Sonne. Wir pausierten noch alle an Deck und genossen den ruhigen und grünen Platz mitten in der Stadt.
Unser “Begleitboot” prüfte die Durchfahrtshöhe der Hubbrücke und meldete: passt nicht. Wir telefonierten mit dem Brückenwart, legten ab und steuerten unter der für uns hochfahrenden Brücke in die Zusammenführung der Trave. Zur Linken das schöne Lübecker Stadtpanorama mit seinen Türmen und Giebeln, aus ganz neuer Perspektive. Zur Rechten: auf zur Ostsee und unserem Heimathafen und noch offen, wie weit wir heute noch fahren, Travemünde wäre toll. Vorbei am gut besuchten Kai-Restaurant, den Duft von Waffeln in der Nase und den Gedanken an Essen im Kopf.

Die Welt ist gerade mal einfach nur schön. 

Wir tuckerten dahin und ich ging kurz rein und runter in den Bug, um mir eine Jacke gegen den Wind zu holen. Kaum angekommen, wundere ich mich wieso der Motor so ruckelt, drehe mich um, der Motor ging aus und ich stand von jetzt auf gleich in einem dicht verqualmten Boot. Es qualmte schwarz-grau aus der leeren Displaybuchse im Armaturenbrett und genauso seitlich, aus der Elektrikklappe. Schnell alles abgestellt was noch nicht aus war. Der Salon war komplett verräuchert und wir konnten gerade noch mit dem letzten Schwung des Bootes bis zur Kaimauer gelangen.

 Nachdem wir nun schon achtmal geschleust und jedesmal an anderen Festmachern angelegt hatten, konnten wir am einzigen Poller in Sicht gut anlegen. Hier machten sonst größere Schiffe zum Laden fest und die eigentlichen Poller standen entfernt und schienen mir für uns überdimensioniert. Ich hatte vorher durchaus schon mal unsere unhandlichen 2 x 20 m Taue verwünscht, in Kürzere. Wat’n Tüdelkram die langen Dinger manchmal waren. Jetzt waren sie super!
Ach ja, der Motor.

Hier sind die Aufgaben klar verteilt und das ist auch gut so. Ich habe meine minimalistischen Motorkenntnisse aus den 80ern und in der Zeit hatte mein Kapitän schon eine Autowerkstatt und ist daher mit unserem Mercedes OM 167 (5 Zylinder, 3-l Hubraum) quasi per du.
Bodenklappen hoch, Qualmwolken raus. Es kam ein im unteren Bereich ölversprotzelter Motorraum zum Vorschein. (Gedanke von irgendwoher: … gerade alles durchgewischt und nun so was …). In der Bilge stand das Öl. Schätzungsweise fünf Liter. Zum Glück durch die Schotten begrenzt. Ich assistierte beim Auslöffeln der Suppe. Da saß nun mein persönlicher Cola-Man 1,20 m unter mir und schuftete im schwarzen Gold. Zum Glück ausreichend bestückt mit kräftigen Müllsäcken, ließ sich die Sauerei gut zwischenstauen.

Natürlich war es Samstagabend, 17.30 Uhr. Wann sonst, o.k., vielleicht noch Sonn- oder Feiertag. Trotzdem tat sich eine spontane Hilfskette auf. Unsere Begleitbootfreunde saßen inzwischen beim Grillen im Schrebergarten. Mit dem inzwischen ausgebautem Öldruckschalter in der Hand, wurde Olaf mit Shuttleservice abgeholt und in den Schrebergarten gefahren. Dort direkt zum Nachbarn A., der schon mit Schweißgerät parat stand und seines Zeichens eine tiefere Verbindung zu Motoren und ihrem Schraubbedarf hatte.

Von der Grillrunde noch zwei lecker gewürzt und fertig gegrillte Steaks zum Mitnehmen bekommen. Läuft!
Vielen Dank an all die Hilfe und Unterstützung die man auf so einer Tour erfahren kann, und hier auch ganz im Speziellen.

Es war zu Beginn gut diagnostiziert. Die kleinen Hoffnungsschimmer, dass es eventuell doch kein Totalschaden sein könnte, wurden alle ausgelotet, scheiterten aber allesamt. Der Motor war ein Totalschaden.

Ich war auf dem Boot geblieben während der Garten-Reparatur-Tour und hütete die Leinen. Ich rief einen Freund an. Ein junger Mann aus Syrien, den wir hier in Deutschland begleiten und der um die Ecke wohnt, da er eine Ausbildung in Lübeck macht. So bekam ich entspannten Besuch an Bord, trank Kaffee und war trotz allem guter Dinge. Ist halt blöd und und und, aber hilft ja nix. Isso wies is.

Die Lage war deutlich: Der Motor bringt uns heute nirgendwo mehr hin. Aber wir haben noch einen 9 PS Außenbordmotor. Mir hat beim Kauf schon eingeleuchtet, dass das eine gute Sicherheit ist, aber dass der nun schon so schnell unsere Rettung werden sollte … hatte ich nicht erwartet. Wir sprachen unterwegs darüber ihn bald auszuprobieren, um dann im Notfall zu wissen, was wir davon erwarten können.

Unser Boot wiegt runde 9 to und das nun mit 9 PS. Schaun mer mal.

Inzwischen halb acht am noch sonnigen Abend, der Motor surrte los und das Boot kam gaaanz langsam in Bewegung. Fahrt wäre eine noch etwas übertriebene Beschreibung, aber bestens geeignet zum Ablegen mit kaum Steuerung. Das Boot fuhr konstant 5 kmh.

Lübeck und der stundenlange Waffelduft, der keiner war, verschwanden. Wir hatten direkt vor der Müslifabrik ‘Brüggen’ angelegt und das roch zumindest lecker und nicht nach Motoröl. Zum Glück gab es keinen weiteren Verkehr, denn unsere Manövrierfähigkeit war gefühlt nicht vorhanden oder fand irgendwo weit hinter uns statt.. Wir telefonierten mit den nächsten Bootshäfen und Werften an der Teerhofinsel. Die Hansa Werft nahm uns auf, aber freie Plätze sind rar. Und was soll man antworten auf die Frage: Für wie lange? Hey, ich würde gern sagen: Nur für eine Nacht! Aber der Hoffnungsschimmer ist eigentlich schon gesunken.

Wir steuern bzw. driften gemächlich Backbord in den zweiten Travearm. Natürlich kommt uns in diesem Manöver das einzige Boot entgegen, als wir abbiegen wollen. Nun langsam an allen kostspieligen Booten vorbei, um die gefühlt nicht endende Biegung.

Landmarke ist „… am gelben Kran links vorbei und dann an die Spundwand mit zwei gelben Pollern“. Wir gleiten friedlichst an allem vorbei und sehen schon das Endes des Hafenbeckens auftauchen. Sackgasse. Zur Linken der gesamte Motorbootclub versammelt, in bester Laune am Bierwagen: heute war anschippern. (Haben wir unterwegs schon gelernt: die erste gemeinsame Club-Ausfahrt. Spätestens ab Ende gut begossen.) Freundliches Armewinken und der Ruf : “Ihr müsst umdrehen und weiter vorne hin … hier ist kein Platz … “(im versetzten Kanon).

Die Hafenmauer frontal näher kommend im Blick rief ich nur zurück: “Wir haben Mororschaden, wir sind manövrierunfähig!!“ Nun kam Bewegung in die Gruppe. Endlich, ich bekam ein Gefühl von Land in Sicht, obwohl es nur knappe 10 m entfernt war. Rückwärtsgang rein und langsamst aber zielgerichtet 50 m zurück und rein in die freie Gastbox. Die Helfer nahmen rechts und links die Leinen an und so zogen wir uns an die Kaimauer, mit komfortablem Treppchen vor der Bugspitze. Geschafft. Ankommen und Erlebnisgespräche. Erste Info zur Werft und Treseneinladung, kommt mal erst mal was trinken auf den Schreck, das kennen wir ja auch … Die Gruppe von etwa 15 löste sich langsam auf, noch Austausch über andere Motorschadengeschichten und Ruhe.

Essen, das gute fertige Nackenstaek auf Vollkornbrot. Pur und so lecker nach einem erneuten Tag mit unerwartet viel Erlebnissen und dafür wenig Essen.

Bierwagen zur fortgeschrittenen Stunde ist nicht meins. Im Lokal tönte leise deutsche Partymucke und man saß in Gesprächen. Draußen am Bierwagen dröhnte die Bluetooth-Röhre mit Party-Techno. Die Umstehenden hielten bei den Dezibel locker mit und nach kurzen Small-Talks „… Segler oder Motor?” u.ä., gingen wir zurück an Bord. Reicht für heute an Unterhaltung.

Es kehrte Ruhe ein. Das zweite Mal saßen wir beide am Rechner und pflegten unsere digitalen Projekte. So soll es sein, das nächste Mal gern ohne Motorbremse.

Erkenntnis des heutigen Tages:

  • Schau nicht, wohin du willst, sondern wo du ankommst.
  • Es sitzt sich im Hafen mit und ohne Motor gleich.
  • Wir wollten ja offen bleiben wo wir heute landen.

Ankerplatz die Überführung | Mölln – Lübeck

Mölln – Lübeck

Unser Ziel für heute war der Schrebergarten eines Freundes nahe der Lübecker Altstadt. Im Lübecker Lachswehrkanal, das hört sich groß an, ist es aber nicht. Mit umgelegtem Geräteträger kamen wir bei dem Wasserstand noch unter der alten Fußgängerbrücke an der Einmündung in den Kanal durch und dann in einer fortlaufenden Biegung um die Schrebergärten herum, alle mit individuellen Wassergrundstücken. Ein echter Traum so unweit der Lübecker Innenstadt. Wir legten an dem 2m x 2m großen Anleger mit unseren 12m an und rundeten die Kulisse ab. Auf dem gegenüberliegenden nahem Ufer erhob sich die Böschung des Dräger-Geländes, das landschaftlich mit zahlreichen und unterschiedlichsten großen Bäumen gestaltet wurde. So hatten wir Backbord einen Ausblick in einen herlich grünen Wald. Die Sonne ging unter, der Tag war gelungen und als unser Freund später von der Arbeit nach Hause kam, stand gefühlt das Boot in seinem Garten.

Eine einfache Nudel gegessen, unsere ersten ‘Erlebnisse zur See’ ausgetauscht, ging es in die Koje. Es folgte wieder ein komatöser Schlaf, nach all den neuen Eindrücken, den vielen Bildern der Fahrt, den gemeisterten Aufregungen beim Schleusen und Anlegen und den vielen kurzen Begegnungen mit bisher immer offenen und freundlichen Menschen.

Überführung | HH – Mölln

Nach der ersten fast zu aufregenden Fahrt bis nach Hamburg, ging es nach einer sehr kurzen und dafür fast schlaflosen Nacht sehr früh weiter. Um viertel nach fünf im Morgengrauen standen wir mit laufendem Motor und gelösten Leinen in der Hand am Steg und starrten gebannt auf die Elbe und wie sich ihre Strömung an den nächsten Dalben im Hafen zeigte. Wie schon erwähnt, hat der Hamburger City-Sporthafen die Besonderheit, dass er im fließenden Strom liegt, der dazu noch Tide hat. So warteten wir auf den kurzen Scheitelpunkt und Wechsel zwischen auf- und ablaufendem Wasser. Da sollte es ein paar Minuten geben, in denen der Fluss nahezu ruht. Dies sei an dem fehlenden Strömen an den Dalben zu erkennen. Und Tatsache, auf einmal hörte das Wasser auf sich an Widerständen zu kräuseln und die Oberfläche veränderte sich. Also aufs Boot gesprungen, Gang rein und abgelegt, um mit unserer behäbigen Manövrierfähigkeit den Hafen eleganter zu verlassen als wir eingelaufen sind.

Unser erstes Ablegemanöver ganz allein. Ich hatte den Bootspieker parat, um die Liegenachbarn ggf. nicht zu solch früher Zeit unsanft mit voller Wucht zu rammen. Es fehlten nur wenige Zentimeter, aber wir kamen elegant und somit völlig souverän aus dem Hafen und fuhren unter der Elbphilharmonie in den Hauptstrom der Elbe aufwärts und für die nächsten Stunden dem ablaufenden Wasser entgegen. Ein entspanntes und majestätisches Gefühl machte sich in dem nach wie vor emotional angespannten Zustand breit. Das hatten wir geschafft und es war gar nicht schlimm, sondern sogar toll. Im Osten ging die Sonne auf und wir fuhren allein auf dem Strom auf die Elbbrücken zu. Oben ungezählte Male als Pendler im Stau gestanden glitten wir unten geruhsam durch und genossen den frischen Tag mit einem ersten Kaffee. Nun weiter die Elbe hoch, bis das nächste Abenteuer der Schleusen auf uns zukommt ist noch etwas Zeit.


Ankerplatz die Überführung | Uetersen – HH

  • Uetersen | – | Hamburg 10% 10%

Uetersen hat einen gezeitenabhängigen Binnenhafen. Ungefähr alle 12 1/2 Stunden fällt das Boot tiefer und liegt trocken oder genauer: im Hafenschlick. Da heißt es die Ausfahrt gut zu planen und den zur Verfügung stehenden Slot dann auch zu nutzen.

  • Uetersen | – | Hamburg 15% 15%

Die Pinnau ist ein Marschgewässer und entspringt nördlich von Hamburg in Henstedt-Ulzburg und mündet nach 41 km westlich von Hamburg in die Elbe. Ganz schön schmal, zumindest wenn man das erste Mal sein Boot fährt …

Wir haben kurz vor Höchstwasserstand [gezeitenabhängig] abgelegt und waren ca. 2 Std. später auf der Elbe. Dafür scharf links – äh Backbord – abgebogen und dann zu Berg Richtung Hamburg.

  • Uetersen | – | Hamburg 20% 20%

Pinnau Elbmündung  | Bei Haselau in die Pagensander NebenelbeKoordinaten: 53° 40′ 39″ N, 9° 32′ 26″ O | OSM
53° 40′ 39″ N, 9° 32′ 26″ O

Das Foto entstand zwischen Wedel und Blankenese, das Einmünden auf die Elbe war zu aufregend um zu fotografieren.

  • Uetersen | – | Hamburg 25% 25%

Elbe stromaufwärts und bald auch noch gegen ablaufendes Wasser. Mit 1600 UPM bei ca. 6 kn. Die Kümos sind schneller. Ok, ist unsere erste Fahrt, von daher erst mal schön smooth [der Vorbesitzer begleitet uns noch bis Wedel, er musste mich schon mehrfach “runter tunen” :o)]. Ich dachte unser Boot wäre schneller.

  • Uetersen | – | Hamburg 30% 30%

Kurz vor Wedel der HAMBURGER YACHTHAFEN  | da haben wir den Vorbesitzer von Bord gelassen. Danke Dieter!

Im Foto taucht am Horizont schon die Hamburger Skyline auf und kommt gaaanz langsam näher. Gegen das ablaufende Wasser dauert. Das Wetter ist entgegen der Ansage ein Traum und wir genießen mehr und mehr die uns völlig neu erscheinende Elbe, die uns an diesen Stellen eigentlich absolut vertraut war, bis heute.

  • Uetersen | – | Hamburg 35% 35%

Der Blick auf das Treppenviertel von Blankenese und den Süllberg im Sonnenschein wie immer ein Traumpanorama.

Weiter zum City Sportboothafen Hamburg , der Kurs ist klar, aber es wird noch dauern bis wir anlegen, schätzungsweise 3 Std.

  • Uetersen | – | Hamburg 40% 40%

Heute mal mit Blick auf den Oevelgönner Elbstrand und Museumshafen und das Augustinum, ein Seniorenstift im ehemaligen Hamburger Kühlhaus, statt von dort auf die Elbe.

Die Villen der Elbchaussee blitzen weiter durch die Bäume und die Bebauung und das Hafengebiet beiderseits werden zunehmend dichter auf dem Weg nach Altona. Unser Kurs bleibt der City Sportboothafen Hamburg  der Kurs ist klar, aber immer noch wird es dauern bis wir anlegen, schätzungsweise 2,5 Std.

  • Uetersen | – | Hamburg 55% 55%

Es ist schwer in Worten zu beschreiben, wie sich etwas anfühlt, dass einem seit Kindesbeinen so vetraut ist und nun auf einmal so bombastisch neu erscheint. Zu vielen Gebäuden hat man Erinnerungen, könnte quasi das Mikro rausholen und die kleine Hafenrundfahrt losschnoddern, aber heute ist alles anders. Unser Boot wirkt neben den Docks auf einmal sehr klein und die herankommenden Containerriesen dafür um so größer.
In eigener Verantwortung mit wenig Erfahrung (hört sich zumindest nach etwas an) auf der plötzlich viel breiteren Elbe lang zu schippern ist eine klare Primär-Erfahrung und die sind ja immer intensiv.

Ein Blick auf die alte Fischauktionshalle hat da schon fast einen beruhigenden Effekt. Alles ist gut. Nein, super! Aber sooo aufregend.

  • Uetersen | – | Hamburg 60% 60%

Die Wahrzeichen der Stadt verdichten sich, Michel voraus.

Zum Glück ist Sonntag und der Hafenverkehr ziemlich ruhig am frühen Abend. Die Hafenfähren sind mit flottem Tempo in Sicht, aber noch müssen wir ihre Route nicht kreuzen.

Unser Ziel, der City Sportboothafen Hamburg , kommt fast schon in Sicht, aber es wird immer noch dauern bis wir anlegen, schätzungsweise 1,5 Std.

  • Uetersen | – | Hamburg 70% 70%

So haben wir uns das vorgestellt. Einfach mal lang machen und den abendlichen Blick genießen. Wir wollen quasi an den Fuß der Elphi, die ist als Landmarke nicht mehr zu übersehen und inzwischen haben wir uns etwas an die entschleunigte Fortbewegung gewöhnt, noch 1 Std.

  • Uetersen | – | Hamburg 80% 80%

Nur noch ca. 1/2 Std. …

Der City Sportboothafen Hamburg liegt stromaufwährts fahrend auf unserer Backbord Seite. Wir müssen den Strom gegen das ablaufende Wasser und die Strömung queren. Alles frei von achtern, eigentlich ja, wären wir nur nicht so langsam und die Hafenfähren so schnell.

  • Uetersen | – | Hamburg 95% 95%

Sonnenuntergang startet, und schon sind wir fast da.

Erstes echtes Anlegen steht bevor, Fender klar | Leinen klar | Aufregung steigt.

Der für das Sicherheitsgefühl auf der ersten Tour “echte Captain”, unser Bruder/Schwager läßt beiläufig verlauten: “Das Schwierigste kommt jetzt, da der Sportboothafen eine Besonderheit hat, er liegt im Strom”.
D.h. anlegen mit Strömung, Tide, Wind und ohne Bugstrahlruder, dafür mit frischer Lernkurve zum grundsätzlichen Verhalten unseres Bootes.

  • Uetersen | – | Hamburg 100% 100%

Kurzversion: wir haben festgemacht. Bester Liegeplatz [kein Hafenmeister mehr da, mal sehen wie das mit dem Bezahlen funktioniert].

Vielen Dank an Captain Hauke. Er hat uns bis hierher begleitet und noch einige gute Tipps gehabt.

Empfang von Hamburger Freunden am Steg und leckerer Abschluss im fußläufigen Portugisenviertel in geselliger Runde.

  • Uetersen | – | Hamburg 100% 100%

Langversion: Mein Mitfahrer-Adrenalin wurde restlos aufgebraucht und mein Vertrauen in meinen persönlichen Kapitän für alles Kommende verstärkt!

Die beim Sundowner auf ihren Booten sitzenden Zuschauer hatten ein kleines Schauspiel, teils nur Armlängen von ihrer Bootswand entfernt. Nach einer Pirouette und einer erneuten Anfahrt lagen wir auch schon längsseits. Heute ist mir klar, das Anlegen kann immer mal seine Tücken haben und das Wesentliche dabei ist: noch langsamer zu sein als eh schon angepeilt.

Ich war fertig mit dem Tag und sehnte mich insgeheim nach einem U-Bahn-Ticket für die U3, die zwischen uns und dem Michel fuhr und wäre alternativ auch einfach zu Fuß über Land nach Hause gegangen. Aber das kam mangels Adrenalin irgendwie nicht mehr deutlich aus mir raus.

PS: Boah, waren unsere Taue da noch blütenweiß.

Wir gehen an Bord

Samstagmorgen, heute fahren wir zum Boot und morgen geht es los! Nun ja, zunächst fährt Olaf zu 9 Uhr erst mal nach Lübeck zum Schifffahrtsamt, um seinen Sportbootführerschein Binnen zu machen. See hat er schon seit einigen Jahren, aber das hilft zwischen Hamburg und Travemünde nicht so viel.

Sportliches Timing, aber es gab keinen anderen Termin vorher. Was allerdings in der Konsequenz bedeutet, dass es in den nächsten Wochen auch nicht mal eben einen freien Prüfungstermin gibt. Die Planung basiert auf einem positiven Ergebnis und um 10 Uhr stand mein erweiterter Kapitän wieder zu Hause vor mir.

Um 11 Uhr starteten wir im bepackten Auto von Freunden, die uns zum Schiff fuhren. Das Motorbootfahren auch die Logistik an Land fordert lernten wir schnell.

 

So kamen wir bei Sonnenschein im tideabhängigen Hafen an und das Boot schwamm auf der Wassertiefe, mit der wir 24 Stunden später ablegen wollten. Wir richteten uns ein, fütterten das Boot mit Trinkwasser und Diesel, kontrollierten dies und probierten jenes. Stießen uns die Köpfe an den noch nicht verinnerlichten Abmaßungen des Bootes und waren zufrieden. Wir waren schon mal an Bord, hatten kein Auto mehr zum Wegfahren, jetzt gibt es nur noch das Boot und uns.

Als ich vorm zu Bettgehen noch mal zur Toilette am Hafen wollte, lag das Boot im Schlick und die verschlickte, freihängende Leiter war 1 m neben dem Boot über einen Balancierschritt auf der Reling bestens zu erreichen. Nur noch 3 m aus dem Hafenbecken nach oben geklettert und dort über einen 2 m Kellerrost an Land gehüpft. Das Ganze mit Gleitsichtbrille, wodurch die Entfernungen in so unbekannten Sichthöhen und -tiefen hin und her springen.
Alter Falter??? Was mache ich hier, warum tue ich mir das an, hier im Dunkeln. Sofaaaa, wo bist du?

Ab in den WC-Container und dort schon überlegend wie ich bloß wieder sicher an Bord komme. Und Memo an selbst: DAS ist kein Zustand, wenn man nachts aufs Klo muss. Aber, was habe ich für einen tollen Partner in allen Fällen. Ich wurde oben an der Leiter empfangen und geleitet. Als wenn es sich zu zweit besser abstürzt. Aber es fühlt sich auf jeden Fall viel besser an und dann ging es das erste Mal in unsere geräumige Koje, die schon etwas wohnlich aussieht.