Und weiter geht es. Den Samstag nutzten wir an Bord für zweigeteiltes Aufräumen. Olaf vollendete im Keller den Motoreinbau mit allen damit verbundenen Tests und Abschlussarbeiten, ich versuchte aus der Motorwerkstatt im Obergeschoss, das eh noch sehr provisorisch war, wieder irgendsowas wie ein bewohnbares Provisorium herzustellen. Am Nachmittag war es soweit getan und wir waren hoffnungsfroh und mutig, erneut aufzubrechen. Wie war das beim letzten Aufbruch mit dem Ziel? Bis Travemünde wäre toll. Ja, das wäre wirklich schön, wenn uns jetzt eine vorfallsfreie Fahrt bis dahin (und auch gern weiter) gelingt.

Vorsichtig, gefühlt mit Stethoskopohren an jedem vom Motor erzeugten Geräusch, tasten wir uns die Trave runter Richtung Travemünde. Ein vertrautes Spaziergehrevier aus der Zeit, in der wir noch in Lübeck wohnten zieht an uns vorbei. Frisches Maigrün strahlt mit blauem Himmel um die Wette, alles sieht so friedlich aus. Wir sind noch etwas zerrissen dem Friden zu trauen und so ist die Fahrt ein Wechselbad aus besorgter Kurzkommunikation wie “Hast du das gehört?/ Wieviel Umdrehung?/ Wieviel Motortemperatur?” und sich ausbreitendem, erleichterten Glücksgefühl wieder unterwegs zu sein und einfach zu genießen.

Wir wurden belohnt: Die Fahrt verlief reibungslos und wir kamen einfach so in Travemünde an und bekamen einen für uns schönen Liegeplatz. Eher in der Werftecke, aber wenn man den großstädtischen Industriecharme früherer Zeiten mag, ist man in vielen kommunalen Hafenecken gut untergebracht.

Das Besondere an diesem Liegeplatz ist, dass man direkt am Wendehammer der Skandinavienfähren liegt. Die großen Pötte kommen durch das kleine Travemünde direkt auf einen zu und dann arbeiten die Bugstrahlruder direkt vor unserer Achterdeckaussichtsplattform. Die Schiffe drehen sich um 180 Grad und bugsieren dann rückwärts an die Fähranleger.
Ein tolles Spektakel das man hier wiederholt beobachten kann.

Der Fußweg nach Travemünde mit allen Shopping- und Gastromöglichkeiten ist ein guter Bewegungsausgleich nach einer Bootstour und ein schönes Ziel. Die Strände beiderseits der Trave sind ebenfalls ein tolles Angebot im nahen Umfeld. Diesen Bedarf haben wir heute nicht und so genießen wir wieder einen Tiefschlaf in der Koje.

Bis wir morgens zunächst orientierungslos aufwachen, von einem Sound, der einen nur denken läßt, dass wir inzwischen auf einem U-Boot mit ungewohnten Eigengeräuschen gelandet sind. Alles knarzt, rauscht und vibriert. Großes Fragezeichen, was ist das nun (schon wieder)? Mal lieber schnell an Deck und schon auf dem Weg dahin klärt sich die Geräuschkulisse. Vor dem strahlend blauen Himmel drecht sich erneut eine Fähre, nur hört sich das unterhalb der Wasserlinie mal ganz anders an. Also Kaffee aufgegossen, Füße auf die Reling und einfach weiter gucken was schon so auf der Trave los ist am frühen Morgen.