Überraschend erfolglose Werftsuche
Im Sommer nutzten wir die Gelegenheit bei den unterschiedlichsten Werften mit unserem Boot vorzufahren und anzufragen, ob es im Herbst dort möglich wäre die Seepocken entfernen zu lassen und das Boot dann mit neuem Lack und diesmal mit (!) Antifouling zu streichen.
Wir waren schon sehr erstaunt wie es sich mit der Resonanz verhielt. Unsere einfache Idee einen Kostenvoranschlag zu erhalten erwies sich als ein mehr als schwieriges Unterfangen. Wöchentliche Telefonate und/oder versuchte Telefonate brachten wenig Ergebnis. Der erste KVA kam nach ca. 6 Wochen von einer Werft. Ich glaube wir haben vier Werften ganz konkret angefragt. Dafür war die Summe dann auch fünfstellig und nach oben offen ins Ungewisse.
Zudem waren die Werften nicht gerade klar in den Aussagen wie die Pockentfernung und Aufarbeitung vorzunehmen sei. Wir waren da sehr erstaunt, da es ja kein seltenes Thema ist. Es sei denn man hat kein Antifouling?
(… wir waren etwas gewarnt, denn Hafennachbarn erlebten in einer dieser Werften im Sommer ein finanzielles Fiasko, sie wollten nur ein mitgebrachtes Teil tauschen.
Gedacht: Krahnen – eine Stunde Teil auswechseln – krahnen… fertig.
Realität: Von der Werft nicht wieder ins Wasser gelassen, wochenlange Werftarbeit und eine ernsthafte fünfstellige Rechnung…)

Wie dem auch sei. Bei allen Überlegungen und Forschungen zum Thema Seepocken-Entfernung wuchs der Entschluss: das machen wir selber. Und so nahmen wir Kontakt auf zur Lübecker Werft bei der wir schon mit unserem Motorschaden gute Erfahrungen gemacht haben.

Ideen und Planung der Pockenentfernung in Eigenregie
Seepocken zu bekommen ist ein Leichtes, sie loszuwerden scheinbar eine Wissenschaft für sich.
Die Gespräche und Recherchen zu dem Thema waren umfangreich, aber die plug-and-play-Version war nicht so einfach zu finden.
So schwankten wir zwischen Sandstrahlen und Eisstrahlen… was brauchen wir dafür?… Was kostet der Quarzsand? Wohin mit dem verdreckten Quarzsand oder Wasser? Wahnsinnsentsorgungspreise im Gemisch mit Laboranalysen, um das Entsorgungsgut überhaupt finanziell bewerten zu können. Wer viel fragt, bekommt viele Antworten und wie man es so kennt in Deutschland, die Vorschriften werden nicht weniger, je mehr man forscht. Auch die Kosten waren nach wie vor im Bereich von mehreren Tausend Euro für das Ausleihen von Sand- oder Eisstrahlgeräten, den Transport, die Werkstoffe, Planen und und und …

Der Werftbesuch
Ende September war es so weit. Wir hatten einen Slot auf dem Werftgelände kurz bevor die Boote alle raus mussten und einen Trailer den wir leihen konnten bevor er als Winterplatz gebucht war. Zwei Wochen waren der Plan, neben den Seepocken wollten wir ja eigentlich noch ein paar andere Dinge erledigen, die auf der ‚kann-Liste‘ stehen.

Bei sommerlichen Temperaturen erreichten wir Lübeck und krahnten das Boot am späten Nachmittag. Unsere Erwartung auf den Anblick der Seepockenkolonie wurde noch mal übertroffen. Es war ein einziger runder Panzer der aus dem Wasser auftauchte. Beeindruckend.

Die wortkargen Männer am Krahn gaben den unauffälligen Tipp es doch einfach mal mit den Spachteln zu versuchen. Nach Wochen des Planens kompliziertester Entfernungsszenarien passierte das völlig unerwartete. Die noch nasse, mehrere Zentimeter dicke Schicht aus übereinander hockenden Seepocken ließ sich abstreifen wie ich weiß nicht was. Der einzige Vergleich ist die Vorwerk-Teppichkehrmaschinen-Werbung aus den 70ern, in der das Gerät über den unglaublich dreckigen Teppich fuhr und eine eindeutig saubere Bahn auf dem Untergrund hinterließ – perfekt!

Wir hatten den Trailer auf einer strahlend weißen 200 qm-Plane abgestellt und legten zu dritt los. Nach einer Stunde war es soweit: Wir standen verdreckt und glücklich in einem stinkenden Haufen zerstörter Seepocken und sahen zutiefst zufrieden auf den kahlen abgekratzten Bootsrumpf.
(Die Überlegungen zu unserem Karma-Konto nach dem Massaker vertagten wir.)

Wir konnten unser Glück gar nicht fassen, es war einfach erledigt. Nach allen Recherchen und Gesprächen, die Variante hatte keiner zu berichten. Wie dem auch sei, wir stornierten alle Gerätschaften und freuten uns über das so leicht gesparte Geld.
So könnte es weiter gehen mit der Werftarbeit!